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Stuckateure haben in vielen Epochen bleibende Kunstgeschichte geschrieben

Ohne das filigrane Können der bis heute je nach deutschsprachiger Region als Stuckateur/Stukkateur, Gipser, Verputzer oder Putzer bezeichneten Künstler und Handwerker sähen viele berühmte sakrale und säkulare Bauten aus den Epochen Renaissance, Barock, Rokoko und Klassizismus aller Wahrscheinlichkeit nach weitaus schmuckloser und weniger prächtig aus. Speziell im nach dem seinerzeit sich verbreitenden schnörkel- oder muschelartigen Dekorelement „Rocaille“ getauften Rokoko zwischen ca. 1730 und 1780 entstanden zahlreiche üppig mit fein ziselierten Wand- und Deckenfresken sowie Ornamenten ausgestattete Bauten. Vorrangig katholische Kirchen und Klöster in Italien, Österreich, der Schweiz, Schlesien und im süddeutschen Raum wurden von den zeitgenössischen und mitunter weithin berühmten Stuckateuren zum Teil verschwenderisch verschönert. Nach dem ehemaligen Benediktinerkloster Wessobrunn im oberbayerischen Landkreis Weilheim-Schongau wurde Ende des 19. Jahrhunderts sogar eine eigenständige Stilrichtung („Wessobrunner Schule“) benannt. Zur gleichen Zeit imitierte und übernahm das zu Wohlstand kommende Bürgertum die charakteristischen Schmuckelemente in ihren Wohnhäusern und Ferienvillen.

Tradition und Moderne in einem vielseitigen Handwerk anspruchsvoll vereint

Sehenswerte Beispiele hierzu findet man noch immer in Form der sog. „Bäderarchitektur“ an der mecklenburgischen Ostseeküste oder an und in den um 1900 entstandenen Stuckbauten zum Beispiel in Berlin, Hamburg und München. Heute handelt es sich bei dem traditionsreichen Handwerk um einen nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) und der Handwerksordnung (HwO) anerkannten Ausbildungsberuf, der im Rahmen einer bundesweit geregelten 3-jährigen Ausbildung in Industrie und Handwerk angeboten wird. Außer bei der Renovierung, Restaurierung und Sanierung von historischen Fassaden und Freilandmuseen, bei Kirchenbauämtern und in der Denkmalpflege sind Stuckateure heute auch häufig bei der Verputzung von Rohbauten, im Trockenbau, im Schallschutz oder bei der Wärmedämmung tätig. Sie sind gleichermaßen Spezialisten für ästhetischen Innenausbau und ansprechende Fassadengestaltung und montieren integrativ auch Fertigteildecken, Lichtquellen, Rollläden und diverse Trockenbauteile. Stuckateure nutzen dabei heute oft ganz gezielt alte Techniken wie etwa „Rabitzarbeiten“ (Verputz auf Drahtträgern), „Sgraffito“ (verschiedenfarbige Kalkputzlagen) und „Stuccolustro“ (Nachahmung natürlichen Marmors) um moderne Haustechnik wie Lichtquellen und Belüftungseinrichtungen in Rosetten, Ornamenten, Simsen und Säulenkapitellen formschön und unauffällig zu verpacken.

Die Rückbesinnung auf schöne Altbauten sorgt für gut gefüllte Auftragsbücher

Für ihren heute angesichts der immer populäreren Altbausanierung wieder stark nachgefragten Beruf benötigen Stuckateure sowohl ein gutes Verständnis einzelner historischer Kunstepochen als auch die Beherrschung traditioneller Handwerkstechniken. Kreatives Gespür und Geschick sowie die Fähigkeit, nach Zeichnungen, Dokumenten und Modellen maßstabsgetreu zu arbeiten, sind ebenfalls unerlässlich. Zu den von ihnen noch heute vorrangig benutzten Werkzeugen zählen Stuckateurkellen, Reibbretter, Ziehklingen, Draht- und Blechscheren, Bürsten, Pinsel, Lot, Wasserwaage, Baulaser sowie selbst gefertigte Schablonen aus Holz oder Metall. Fachbetriebe für Stuckateurarbeiten werden also zunehmend von privaten Hausbesitzern und auch staatlichen Institutionen beauftragt. Besonders Kunden mit Interesse an solider wie künstlerisch anspruchsvoller Handwerkskunst ist die Inanspruchnahme eines eingetragenen Stuckateurfachbetriebes zu empfehlen. Im Regelfall verstehen es deren erfahrene Mitarbeiter bestens, historische Vorbilder zeitgemäß mit modernen Wohn- und Designanforderungen zu verbinden. Organisiert ist ein Großteil der ca. 5.000 deutschen Stuckateurfachbetriebe mit ihren knapp 30.000 Beschäftigten im „Bundesverband Ausbau und Fassade“ im „Zentralverband des Deutschen Baugewerbes“. Mit der gleichnamigen überregionalen Fachzeitschrift für den Stuckateur- und Ausbauhandwerker „ausbau + fassade“ verfügt der Verband auch über ein eigenes offizielles Organ mit jährlich elfmaliger Erscheinungsweise.

• Viele der berühmtesten europäischen Bauwerke glänzen durch ihren Stuckarbeiten

• Das Handwerk verbindet in hohem Maße künstlerische und technische Fähigkeiten

• Stuckateure sind meist in der Restaurierung, Sanierung und Denkmalpflege tätig

• Hauptziel ist die Berücksichtigung historischer Vorbilder in moderner Ausführung

• Im aktuellen Haus- und Wohnungsbau ist ihr Können ebenfalls wieder sehr gefragt

• Angesichts des Trends zur Altbausanierung sieht die Zukunft der Branche gut aus

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